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Blitzeinschlag in Bäume: Mythen, Fakten und Folgen

Der bekannte Gewitterspruch „Vor den Eichen sollst du weichen, die Buchen sollst du suchen“ ist mit Vorsicht zu genießen. Ein Grund, warum Blitzeinschläge in Eichen häufig sichtbar sind, ist, dass Blitze an Buchen oft äußerlich an der nassen Rinde herablaufen, ohne offensichtliche Schäden zu hinterlassen. Das kann jedoch gefährlich sein, da sich Schutzsuchende genau dort aufhalten könnten, wo der Blitz entlangfließt. Die glatte Buchenrinde mit dem schüssig ablaufenden Regenwasser wirkt wie ein natürlicher Blitzableiter.

Die besondere Rolle der Eiche

Die Eiche hat in vielen Kulturen eine besondere mythologische Bedeutung. Sie wurde als heiliger Baum verehrt und war dem Himmelsgott geweiht: den Griechen galt sie als Baum des Zeus, den Römern als Baum des Jupiter und in Germanien als heiliger Baum Donars (Thor). Diese Assoziation ist nicht zufällig, denn unter den heimischen Baumarten werden Eichen besonders häufig vom Blitz getroffen.

Ein konkreter Fall zeigt eindrucksvoll die Folgen eines Blitzeinschlags in eine Eiche: Im Sommer 2022 wurde die Stieleiche von einem Blitz getroffen, wodurch die Rinde an der Südwestflanke auf einer Länge von ca. 10 Metern und einer Breite von bis zu 30 cm abgesprengt wurde. Auch nach 2,5 Jahren ist keine nennenswerte Kallusbildung zu erkennen. Die beigefügten Fotos dokumentieren eindrucksvoll die massiven Schäden am Stamm sowie die langsame Regeneration des Baumes.

Kurz nach dem Schadensereignis

2,5 Jahre nach Schadensereignis

Blitzschlag und Waldbrände

In Mitteleuropa sind Waldbrände fast immer vom Menschen verursacht. Blitzschlag ist hier die einzige natürliche Ursache für Waldbrände. Dennoch spielen diese Brände in der natürlichen Waldentwicklung keine signifikante Rolle. Ein Blitzeinschlag dauert nur wenige Millisekunden und entlädt eine gewaltige Spannungsdifferenz zwischen Gewitterwolke und Erdoberfläche. Dabei entstehen Ströme von bis zu 400.000 Ampere, die die Luft explosionsartig ausdehnen lassen – das nehmen wir als Donner wahr.

Statistiken zu Blitzeinschlägen in Deutschland

Zwischen 1999 und 2016 wurden in Deutschland jährlich zwischen 450.000 und 1,2 Millionen Erdblitze gezählt. Zwischen 2013 und 2017 lag die Anzahl der jährlichen Blitzeinschläge zwischen 431.000 und 622.000. Hochgerechnet auf die bewaldeten Flächen bedeutet dies, dass jährlich zwischen 100.000 und 200.000 Blitzeinschläge in deutschen Wäldern erfolgen. Besonders betroffen sind Kiefernwaldgebiete im nordostdeutschen Tiefland.

Folgen von Blitzeinschlägen in Bäumen

Viele Blitzeinschläge bleiben unbemerkt, sind aber anhand von Blitzröhren im Boden nachweisbar. Wenn Bäume nach einem Blitzeinschlag sterben, geschieht dies oft durch sogenannte Blitzlöcher, die entweder direkt oder durch Folgeschäden wie Insektenbefall zum Absterben führen. Es entsteht jedoch selten ein Feuer.

Eine der auffälligsten direkten Folgen eines Blitzschlags ist die Bildung von Blitzrinnen: Dabei wird die Rinde oft entlang des gesamten Stammes aufgesprengt, wodurch der Splintholzbereich freigelegt wird. Im Laufe der Zeit entwickeln sich hier komplexe Mikrohabitate. Pilze, Insekten, Kleinsäuger und Vögel finden in den entstehenden Hohlräumen Lebensraum. In späteren Stadien entstehen Großhöhlen, die sogar als kaminartige Strukturen in alten Bäumen enden können. Diese Spalten und Höhlungen bieten Unterschlupf für zahlreiche Tierarten wie Spinnen, Fledermäuse, Vögel und Schnecken.

Mythologische und praktische Bedeutung der Birke

Die Birke ist in der Mythologie das Symbol des Weiblichen, was zu ihrem Beinamen „Frauen-Birke“ geführt hat. Eine schüssige Erklärung dafür ist schwer zu finden. In früheren Zeiten glaubte man, dass aufgehängte Birkenzweige am Haus vor Blitzeinschlägen schützen könnten.

Fazit

Blitzeinschläge in Bäume sind ein faszinierendes Naturphänomen mit tiefen ökologischen und mythologischen Verbindungen. Während Eichen aufgrund ihrer Häufigkeit als Blitzopfer bekannt sind, bleibt die schützende Wirkung der Buche fraglich. Blitzrinnen können über Jahrzehnte hinweg wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tiere und Pilze schaffen, wodurch ein vermeintlich zerstörerisches Ereignis zu einem natürlichen Bestandteil des ökologischen Kreislaufs wird.

Vereinfachte Zusammenfassung

Blitzeinschlag in Bäume – Was passiert wirklich? Ein Blitzeinschlag in Bäume ist ein Naturereignis mit ernsthaften Folgen. Besonders Eichen sind oft betroffen – nicht weil sie den Blitz „anziehen“, sondern weil sie häufig freistehend wachsen und ihre Borke Schäden deutlich zeigt. Buchen wirken dagegen oft unversehrt, obwohl auch sie betroffen sein können. Ihre glatte Rinde leitet den Strom an der Oberfläche ab – eine Gefahr für Menschen, die dort Schutz suchen. Die Schäden reichen von Rindenablösungen über tiefe Spalten im Holz bis hin zum Absterben des Baums. Dabei entstehen sogenannte Blitzrinnen, die später Lebensraum für Tiere und Pilze bieten können. Auch wenn der Blitz selten direkt einen Waldbrand verursacht, sind die Folgen für einzelne Bäume teils dramatisch und langfristig. Zwischen 100.000 und 200.000 Blitzeinschläge treffen jährlich deutsche Wälder. Besonders betroffen sind Kiefernwälder im Nordosten. Die Vorstellung, dass Birken vor Blitzeinschlägen schützen, ist ein alter Aberglaube – wissenschaftlich belegt ist das nicht. Ein Blitzeinschlag kann zwar neue Mikrohabitate schaffen, stellt aber meist ein Risiko dar – für Bäume, Tiere und Menschen.

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