Skip to content

Sachverständigenbüro

Kiefernweg 9
58579 Schalksmühle

Mo - Fr:
08:00 Uhr bis 16:00 Uhr

+49 (0)2355 - 501090

+49 (0)178 - 408 7841

post@sv-borchert.de

Baumkontrolle

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 823 Schadensersatzpflicht

(1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.

Warum ist eine Baumkontrolle notwendig?
Rechtliche Grundlagen und Verantwortung

Die Notwendigkeit einer Baumkontrolle (Sichtkontrolle) ergibt sich aus zwei wesentlichen Gründen: Einerseits gibt es eine gesetzliche Verpflichtung, die auf der Verkehrssicherungspflicht beruht, und andererseits entsteht die Kontrolle aus dem Wunsch heraus, den Baum zu pflegen und zu erhalten. Beide Aspekte spielen eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung der Sicherheit und der langfristigen Gesundheit von Bäumen.

Gesetzliche Verpflichtung zur Baumkontrolle: § 823 BGB

Die gesetzliche Grundlage für die Baumkontrolle ist im § 823 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) verankert. Dort heißt es:
„(1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.“
Dies bedeutet, dass jeder Baumeigentümer grundsätzlich für die Sicherheit seiner Bäume verantwortlich ist. Die Haftung hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Zugänglichkeit des Baumes für Dritte, dem Standort und möglichen Einflüssen höherer Gewalt.

Unterschiede in der Haftung: Standort und Baumart entscheidend

Die Haftung eines Baumeigentümers kann nicht pauschal für alle seine Bäume gelten. Es ist wichtig zu berücksichtigen, ob der Baum für andere Personen zugänglich ist, wo genau er steht und ob besondere Umstände wie Stürme oder andere Naturereignisse eine Rolle spielen. Unterschiedliche Baumarten haben zudem unterschiedliche Anforderungen und Risiken, weshalb nicht automatisch angenommen werden kann, dass die Regelungen für den Baum des Nachbarn auch für den eigenen Baum gelten.

Unsere Expertise – Ihr Vorteil

Neben der gesetzlichen Verpflichtung gibt es auch persönliche und wirtschaftliche Gründe, die eine Baumkontrolle sinnvoll machen. Die Liebe zum Baum ist eine sehr individuelle Motivation, aber es gibt auch pragmatische Überlegungen, die langfristig Kosten sparen können. Vernachlässigte Pflege in den frühen Entwicklungsphasen eines Baumes kann später zu teuren Maßnahmen führen, insbesondere bei älteren Bäumen, deren Erhalt besonders wichtig ist. Zudem besteht eine Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen, alte und wertvolle Bäume zu bewahren.

Arten der Baumkontrolle:
Erstaufnahme, Regelkontrolle, Negativkontrolle und Zusatzkontrollen

Die Häufigkeit und Art der Baumkontrollen werden durch die Baumkontrollrichtlinien der FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.) bestimmt. Es gibt verschiedene Arten von Baumkontrollen, die je nach Bedarf und Baumstandort durchgeführt werden.

Erstaufnahme von Baumbeständen:
Ihre Grundlage für effektive Baumpflege und Sicherheit

Die Erstaufnahme von Baumbeständen ist ein essenzieller Schritt für die fachgerechte Pflege, Bewertung und langfristige Sicherung von Bäumen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Ansätze, um Baumbestände in ein Kataster aufzunehmen: die Einzelaufnahme jedes Baumes und die flächige Bestandsaufnahme. Beide Methoden haben ihre spezifischen Einsatzbereiche und Vorteile.

Einzelaufnahme von Bäumen:
Bei der Einzelaufnahme wird jeder Baum individuell erfasst und bewertet. Diese Methode eignet sich besonders für einzelnstehende Bäume oder kleinere Gruppen, bei denen eine gezielte Pflege erforderlich ist.

Vorteile der Einzelaufnahme:
Detaillierte Erfassung der Baumstruktur und des Gesundheitszustands. Planung spezifischer Maßnahmen wie Aufbauschnitte, Kronenpflegen oder Kronensicherungen. Langfristiger Erhalt wertvoller Bäume an besonderen Standorten.

Mit dieser Methode können individuelle Besonderheiten berücksichtigt und gezielt auf die Bedürfnisse jedes Baumes eingegangen werden.

Flächige Bestandsaufnahme:
Die flächige Bestandsaufnahme eignet sich für umfangreiche Baumgruppen oder waldähnliche Bestände. Hier liegt das Augenmerk auf einer einfachen Bewertung der Verkehrssicherheit, insbesondere bei großflächigen Anlagen wie Straßen- oder Bahntrassen. Diese Methode wird häufig angewendet, um schnell und effizient große Flächen zu überprüfen.

Typische Einsatzbereiche:
Waldränder und waldähnliche Bestände.
Kontrolle von Lichtraumprofilen und Totholz.
Planung notwendiger Entnahmen (Fällungen).

Große Betreiber wie Straßen.NRW, die Autobahn GmbH oder auch die Deutsche Bahn setzen diese Methode ein, um die Sicherheit entlang von Straßen und Schienen zu gewährleisten. Aufgrund der großen Flächen ist eine detaillierte Einzelaufnahme hier oft nicht praktikabel.

Warum die Erstaufnahme von Baumbeständen wichtig ist

Eine professionelle Erstaufnahme bildet die Grundlage für:
Die Sicherstellung der Verkehrssicherheit.
Die gezielte Planung von Pflegemaßnahmen.
Den langfristigen Erhalt gesunder und sicherer Bäume.

Regelkontrolle:
Die häufigste Form der Baumüberprüfung

Die Regelkontrolle ist die gängigste Art der Baumkontrolle. Sie wird in regelmäßigen Abständen, typischerweise alle 1 bis 3 Jahre, durchgeführt und umfasst eine visuelle Inspektion des Baumes mit Hilfe der VTA-Methode (Visual Tree Assessment). Dabei werden alle Teile des Baumes – Wurzeln, Stamm, Krone sowie das Umfeld – genau untersucht. Der Kontrollintervall kann in besonderen Fällen, beispielsweise bei einem unklaren Schadbild oder beschleunigtem Krankheitsverlauf, auf ein halbes Jahr verkürzt werden. Nach der Kontrolle werden die festgestellten Schadmerkmale bewertet, und es wird entschieden, ob Maßnahmen wie Rückschnitt, Fällung oder weitere Untersuchungen notwendig sind.

Negativkontrolle:
Kontrolle von flächigen Baumbeständen

Die Negativkontrolle wird in waldartigen oder waldähnlichen Beständen angewendet, wo es schwierig ist, jeden einzelnen Baum exakt zu erfassen. Hier steht die Sicherheit des gesamten Bestandes im Vordergrund, nicht das einzelne Individuum. In solchen Gebieten ist es oft komplex, junge Bäume zu identifizieren und später zu erfassen, da sie im Laufe der Zeit zu Jungbäumen heranwachsen. Die Maßnahmen konzentrieren sich in der Regel auf das Entfernen von Totholz und das Sicherstellen der Verkehrssicherheit, insbesondere an Straßenrändern, wo Fällungen zur Gefahrenabwehr notwendig sein können.

Zusatzkontrollen:
Nach extremen Wetterereignissen

Zusatzkontrollen werden nach außergewöhnlichen Wetterereignissen wie Orkanen, Eisregen oder Schädlingsbefall durchgeführt. Der Fokus liegt hierbei auf den durch das Ereignis verursachten Schäden, um die Standsicherheit der Bäume zu überprüfen und gegebenenfalls sofortige Maßnahmen zu ergreifen.

Der Prozess der Baumkontrolle: Von der Ausrüstung bis zur Dokumentation

Eine professionelle Baumkontrolle erfordert nicht nur die richtige Ausrüstung wie Schonhammer, Sondierstab und Tablet, sondern auch eine fundierte fachliche Ausbildung. Diese wird durch regelmäßige Weiterbildungen und Fachtagungen ständig erweitert, was einen erheblichen Kostenfaktor darstellt. Die Baumkontrolleure setzen bei der Inspektion die VTA-Methode ein, um den Baum umfassend zu bewerten.

Während der Kontrolle werden alle relevanten Teile des Baumes untersucht. Ein Baum besteht nicht nur aus Stamm und Ästen, sondern auch die Wurzeln, der Boden und das gesamte Baumumfeld spielen eine Rolle. Nach der Inspektion werden die festgestellten Schadmerkmale dokumentiert und in einem Prüfprotokoll festgehalten. Dieses Protokoll enthält auch Empfehlungen für notwendige Maßnahmen zur Wahrung der Verkehrssicherheit und des Naturschutzes. Es dient nicht nur der Dokumentation, sondern auch als rechtlicher Nachweis im Schadensfall.

 

Baumkataster: Effiziente Verwaltung und Kontrolle

Ein digitales Baumkataster, wie es beispielsweise von der Firma Arbokat entwickelt wurde, bietet eine moderne Lösung zur Verwaltung von baumbezogenen Daten. Dieses System ermöglicht es Baumeigentümern, online auf die Informationen ihrer Bäume zuzugreifen und die Ergebnisse von Baumkontrollen einzusehen. Besonders für Kunden mit vielen Bäumen und unterschiedlichen Standorten ist diese Lösung attraktiv.

Für private Kunden mit weniger Bäumen gibt es alternative Optionen, wie die Bereitstellung der Daten in gedruckter Form. Auch bereits bestehende Baumkataster können weitergeführt und aktualisiert werden. Bei der Erstaufnahme eines Baumes werden wesentliche Informationen wie Baumart, Stammumfang, Baumhöhe und GPS-Daten erfasst. Früher wurden oft Baumnummern vergeben, die heute in modernen Katastern durch digitale Lösungen ersetzt werden.

Kosten einer Baumkontrolle: Was Sie erwarten können

Die Kosten für eine Baumkontrolle variieren je nach Umfang der Kontrolle, der Anzahl der Bäume und deren Zustand. In der Regel fallen Kosten für die Anfahrt, die eigentliche Kontrolle und eventuell die Erstellung eines schriftlichen Berichts an. Die Preise können stark schwanken, je nachdem, ob es sich um einen einzelnen Baum oder eine größere Anzahl von Bäumen handelt. Bei Einzelbäumen können die Kosten zwischen 50 und 100 Euro liegen, während bei großen Beständen die Kosten pro Baum deutlich geringer ausfallen können.

Fazit: Baumkontrolle als essenzieller Beitrag zur Verkehrssicherheit

Regelmäßige Baumkontrollen sind unerlässlich, um der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen und die Sicherheit im öffentlichen Raum zu gewährleisten. Sie helfen, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Ein sorgfältig durchgeführtes Prüfprotokoll dient nicht nur der Dokumentation, sondern schützt den Baumeigentümer auch vor möglichen Schadensersatzansprüchen. Die Investition in eine professionelle Baumkontrolle trägt somit entscheidend zur Erhaltung der Sicherheit und Gesundheit von Bäumen bei.